Sonntag, 21. Juli 2024

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2. Erzgebirgs-Ori der CPSV Sektion Motorsport (19.9.2004)

 Hans-Jürgen Bartel (20.9.2004)

Am wohl letzten sommerlichen Tag des Jahres starteten wir zur diesjährigen Erzbegirgs-Ori - wobei der Name eigentlich irreführend ist, denn gefahren wird bei Chemnitz, und da ist der Kaßberg mit 370 Metern die mit Abstand höchste Erhebung, das Erzgebirge ist ca. 50 km entfernt.

Die Kombination der Worte "Chemnitz" und "Orientierungssport" ist bei mir schon lange negativ belegt. Man denke an die Läufe, die bis vor ein paar Jahren stattgefunden haben - anspruchslose Streckenführung; Null Fehler und Null Zeit war Pflicht. Ich bin einmal (weil ich eine Tafel übersehen hatte) mit 10 "Nassen" Letzter geworden. Im letzten Jahr (bei der ersten Veranstaltung der "Neuzeit" des CPSV) war ich erstmalig überhaupt direkt nach der Veranstaltung wutentbrannt (blöde Karte, Veranstalterfehler, zu knappe Zeit, am Ende Abbruch) nach Hause gefahren, ohne einen Aushang abzuwarten. Man hat aber zumindestens glaubhaft versprochen, die Fehler einzusehen und daraus zu lernen.

Nun klappen wir das Buch der Geschichte mal wieder zu. Wir waren jedenfalls gestern wieder da. Eine für uns so emotional wechselhafte Tour habe ich noch nie erlebt (noch ein Novum für mich; scheinbar habe ich in Chemnitz stets die besonderen Erlebnisse), aber mal der Reihe nach :

Vom ersten Anschein sahen sowohl die Durchführungsbestimmungen, als auch die Aufgaben (6 Aufgaben, zwei Blätter) harmlos aus. Bei den Karten hat der Veranstalter das Versprechen auf Besserung gehalten; statt 1:50.000 komplett farbig wie im letzten Jahr, ist man auf ein "malfreundlicheres" schwarz-weiss umgestiegen und hat den Maßstab auf 1:25.000 vergrössert.

Die erste Aufgabe unterstrich zunächst die Vermutung, dass es sich nicht um eine besonders anspruchsvolle Fahrt handelt (dies sollte sich später ändern!). Es waren 7 Punkte mit Koordinaten zu übertragen und abzufahren. Vorher war die Anweisung zu beachten, daß der Start in Azimut 315 zu verlassen war. Wer das nicht beachtete (oder sich beim Azimit vertan hat) kassierte gleich zu Anfang 70 (siebzig) Fehlerpunkte und hätte am Ende der Veranstaltung (wegen falscher Vorbelegung) nochmal dasselbe in der Streckenskizze als Folgefehler kassiert. Wir hatten nicht nur das glücklicherweise richtig, sondern haben dann noch eine kleine Abkürzung in Leukersdorf erwischt, dessen Nichtbeachtung uns auch 40 Fehler gekostet hätte. Schon mal die (nötige) Kritik an dieser Stelle : Die Nummerntafeln müssen mit mehr "Augenmaß" gesetzt werden. Natürlich hat derjenige mit der Idealstrecke immer Null Fehler, ganz egal, wieviele Nummern stehen. Es darf aber nicht passieren, daß vorhersehbare und provozierte Fehler gleich in Regionen von 40-100 Punkten landen.

Der positive Schwung verblasste rasch, denn es war uns schlechterdings unmöglich, bei der Punktskizze die richtige Lösung zu ermitteln. Vom ersten und zweiten Punkt (über die Bundesstrasse hinweg, wo uns gleich eine NK
begegrüsste) zum dritten war noch einfach. Dann begann unser Scheitern, denn mann konnte "oben herum" oder "unten herum" zu einen der nächsten Punkte fahren. Das war jeweils eine "gewaltige" Entfernung, wenn man es per Lineal ausmessen muss. Beide Entfernungen lagen bei ca. 260 Millimeter. Wir haben fünfmal gemessen, mal lag die eine Lösung vorn, dann die andere. (Bei dieser Entfernung und den vielen Ecken ist da mal eine kleine Ungenauigkeit drin.) Allein das Messen hat uns ca. eine Stunde gekostet, dann haben wir uns für eine Richtung entschieden. Da wurden wir aber immer unsicherer, z.B. weil der Stempel mit Jens Feig (hat übrigens jetzt Cordula geheiratet - Herzlichen Glückwunsch nochmal) dann auch nicht für uns war, aber wohl für uns sein sollte, grübel. Nach etwa eineinhalb Stunden kam ich dann auf die Idee, nochmal in die Durchführungsbestimmungen zu schauen und da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren : Das Kreuzen der Bundesstrasse war ja verboten. (Kleiner Kritikpunkt für den Veranstalter an dieser Stelle : Da ja hinter der Kreuzung eine "Fangnummer" stand, hat man ja wohl damit gerechnet, das so etwas passiert. Hier hätte man auch mal weiterplanen könenn, so nach dem Motto :"was für Probleme kommen auf die zu, die das falsch machen")

Da standen wir nun. Fast zwei Stunden vorbei und fast nichts erledigt. Da die Nummern auch in Gegenrichtung standen, hätten wir die ganze Punktskizze nochmal richtig abfahren müssen. (Zumindestens war mangels Stempel noch nichts weiter eingetragen) Mein Fahrer war dafür, die Fahrt abzubrechen, denn die Chance, es noch in der Zeit zu schaffen, ohne wie im letzten Jahr Aufgaben auslassen zu müssen, war gering.

Wir sind dennoch weitergefahren, allerdings haben wir die Aufgaben "fliegend" gelöst. Es handelte sich um (wieder harmlos aussehende) Pfeile in einem Plattenbaugebiet, Punkte und Pfeile auf einem Kaufland-Parkplatz und eine Streckenskizze. Sah machbar aus, aber die Tücken steckten hier in vielen Details. Es begann in der Plattenbausiedlung mit einem Kartenfehler (den wir leider als Unpassierbarkeit gewertet haben, das kostete uns rund 150 Punkte) und spätenstens auf dem Kaufland-Parkplatz trennte sich die Spreu vom Weizen. Rückblickend betrachtet hätten wir uns da etwas mehr Zeit lassen können (und müssen), denn wir sind ganz gemütlich in der Karenz ins Ziel geschaukelt.

Dort haben wir dann anhand einer sehr gut aufgemachten, farbigen Lösung (leider nur 1x für die Teilnehmer vorhanden; besser wäre ein gedrucktes Exemplar pro Team, selbst wenn das noch ins Internet gestellt wird) feststellen müssen, dass der Kaufland-Parkplatz unser Waterloo war und wir in der Kiste "Spreu" gelandet sind. Wir haben die Aufgabenstellung schlicht unterschätzt. Die erste Aufgabe war ja noch einfach, aber dann folgten Tücken, Tricks und Kniffe, die auch einer Spitzen-Veranstaltung würdig sind. In der Lösung waren diese ganzen Fallen denn auch vorbildlich erklärt und erläutert, so daß kaum Raum für Proteste war. Zu bemerken war noch, dass sich das Startgeld mit 15 Euro deutlich unter den normal abgerufenen Beträgen bewegte. Es war aber genau das Gegenteil einer "Low-Budget-Veranstaltung"

Die kleinen Anregungen habe ich jetzt schon im Text versteckt, so dass hier jetzt Raum für ein uneingeschränktes Kompliment an die Verantwortlichen bleibt. Das waren einfallsreiche Aufgaben, nette "Tücken", saubere Unterlagen, klasse Lösungen und für mich ist Chemnitz durch diesen Lauf eine Spitzen-Veranstaltung geworden. Wenn man nun noch die kleinen Anregungen umsetzt und dabei aber das Qualitätsniveau hält, gehts in Richtung "perfekt". Dies Prädikat bewahre ich mir für nächstes Jahr auf. Die Veranstalter habens jetzt nicht unbedingt leichter : 2005 komme ich wieder; diesmal aber nicht mit Vorurteilen, sondern mit hohen Erwartungen.


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