Samstag, 20. Juli 2024

Berichte / Bilder

Berichte / Bilder Übersicht

Veranstaltungen zu denen Berichte oder Fotos/Bilder existieren



 
 

"9.Havellandtour" des MC Glienicke/Nordbahn e.V. (4.9.2004)

 Peter Kietzmann (9.9.2004)

Liebes Tagebuch,

nachdem die lange Sommerpause vorüber ist, finden nun auch wieder vermehrt Orientierungsfahrten in unseren Landen statt. Doch halt, im Norden von Berlin liegt ein kleines Dorf wehrhafter "Streckenverantwortlicher", die wie die letzten beiden Jahre schon nach dem Motto "Franzt du noch oder fährt du schon" die Fahrtaufträge konstruieren.

Doch der Reihe nach. Entgegen der Auschreibung mußten alle Teilnehmer erstmal den 0. Fahrtauftrag fehlerfrei lösen. Dieser bestand darin, aufgrund von diversen neuen Baustellen erstmal einen Weg zum Startlokal zu finden. In aller Eile wurde dort der 1. Fahrtauftrag leicht von den "Streckenverantwortlichen" und dem Schiedsrichter umgestrickt, da auch der Startort am Morgen in einer Baustelle verschwunden war.

Nachdem wir den Start und damit auch den ersten Fahrauftrag soweit ausgearbeitet hatten, folgte die Natur auf dem letzten Pfeil leider nicht ganz der Karte. Die dort dargestellte Verkehrsinsel war in der Karte etwa 5-mal so groß wie in der Natur, weshalb wir an dieser Stelle die gut sichtbare NK erstmal ignorierten. Im Ziel wollte sich der "Streckenverantwortliche" leider nicht von seiner falschen Karte überzeugen lassen und weigerte sich auch, die Verkehrsinsel (etwa 3 Minuten entfernt) nochmal zu vermessen (kommt bei euren Strafpunkten doch wahrscheinlich nicht drauf an).

Nun ja, die Fahraufträge 2 und 3 boten keine besonderen Schwierigkeiten, allerdings war der Weg zur Aufgabe 4 durch Mühlenbeck mit einem sehr netten Kartenfehler behaftet. Leider sah der "Streckenverantwortliche" den Kartenfehler nicht und in der Tempo 30 Zone an der Kirche war keine Kontrolle zu finden. Der Fahrauftrag 4 bot auch keine großen Schwierigkeiten, Fahrauftrag 5 konnte nur durch den Zusatz "Lösbarkeit vor kürzesten Weg" erfolgreich absolviert werden. Die Fahraufträge 6 und 7 waren auch nicht allzu schwer, allerdings hatten wir nun schon etwa die Hälfte unserer Fahrzeit von 4 + 1 Stunden verbraten und wackere 20 km hinter uns gebracht (und dafür auch keine Tempo 30 Zone ausgelasen).

Die Fahraufträge 8 und 9 (Fischgräte und Pfeilskizze) sahen ebenfalls recht harmlos aus, aber hier kamen so langsam die ersten Strafpunkte und auch die Teilnehmer aus allen Richtungen. Fahrauftrag 10 war eigentlich auch nicht weiter schwer, wer die Zusatzbedingung "Die Wegbeschreibungen sind in der Reihenfolge lt. ADMV-Grundauschreibung zu fahren" nicht verstand, war mit 30 Strafpunkten dabei (und fragte sich langsam, was diese Wortklauberei noch mit Orisport gemeinsam hat).

Der nächste Höhepunkt war der Fahrauftrag 11: "Bitte fahren Sie jetzt zur DK (Abgabe der Bordkarte 1). Sie erhalten dort eine schriftliche Zusatzbestimmung.". Gesagt, getan. Laut ADMV-Grundausschreibung ist eine DK eine mit einem Sportwart besetzte Kontrollstelle. Der Nachweis der Anfahrt erfolgt durch Bescheinigung des Sportwarts in der Bordkarte. Der "Streckenverantwortliche" wollte aber, das ich meine Bordkarte ohne Anfahrt der DK abgebe (deshalb auch die blöde Frage: "Stempel oder Abgeben ?"). Da ich einen Stempel haben wollte (die Anfahrt der DK wird ja bescheinigt lt. ADMV-Grundausschreibung) bekam ich im Ziel auch noch 10 Strafpunkte extra (ich habe am Sonntag fast eine halbe Stunde nach den 10 Strafpunkten gesucht, bis ich auf diese blöde Idee gekommen bin). Man kann die Teilnehmer halt auf viele Arten und Weisen verar...en.

Nun ja, weiter gings mit der Neutralen Strecke 2 durch Hohen Neuendorf (was macht man eigentlich, wenn auf der Neutralen Strecke ein Kartenfehler ist, so das man sie nicht fahren kann ?) und eine kleine Überlappung zum Fahrauftrag 12 (Streckenskizze, Lösbarkeit vor kürzesten Weg). Auf dem Weg zur nächsten Neutralen Strecke konnte eine Gegenrichtung auf der B96 übersehen werden. Aber egal, wer auf der Umfahrung die 94 nicht nochmal nahm, hatte auch 20 Strafpunkte aber 5 Minuten zusätzlich gebraucht.

Der Fahrauftrag 14 (Strich-Punkt-Skizze) war eigentlich auch nicht schwer. Allerdings machten sich hier leichte Ermüdungserscheinungen breit, da wir beim Passieren der NK95 nicht wendeten (wieder eine Sonderregelung) sondern einfach unsere ausgearbeitete Strecke fuhren (macht wieder 30 Strafpunkte). Anderen Teilnehmern ist dieser Lapsus an anderer Stelle passiert, sie konnten aber nochmal korrigieren, da ca. 45 Minuten keine Stempelkontrolle anzufahren war. Wir hatten dieses Glück leider nicht.

Weiteren Ärger gabs im Fahrauftrag 16. Wurde doch innerhalb der Streckenskizze Gegenrichtung erlaubt. Der "Streckenverantwortliche" behauptete im Ziel, die Streckenskizze sei an einem bestimmten Punkt geschlossen und somit die Aufgabe erfüllt (das ist auch richtig) und danach Gegenrichtung nicht mehr erlaubt (was bei uns zu 60 Strafpunkten führt). Dies kann man aber beim besten Willen (der inzwischen natürlich nicht mehr vorhanden ist) nicht aus seiner Formulierung entnehmen. Laut ADMV-Grundausschreibung stellt die Streckenskizze die zu befahrende Strecke dar, wobei alle durchgehend dargestellten Straßen und Wege auf kürzesten Gesamtweg mindestens einmal befahren werden müssen. D.h. die Streckenskizze stellt die Straßen und Wege dar und wenn mir der "Streckenverantwortliche" dort die Gegenrichtung erlaubt, so gilt das bis zum Verlassen der Streckenskizze und nicht nur bis sie geschlossen ist.

Der Fahrauftrag 18 war nochmal eine Variante von Fahrauftrag 14. Auf dem Weg zu Fahrauftrag 20 waren noch einige kleine Retuschen der Übersichtskarte zu erkennen (warum nimmt man nicht einfach die sowieso schon vorhandenen Kartenfehler ?) und über die Fahraufträge 20 und 21 kam man dann ziemlich genervt ins Ziel. Wenigstens mußte man nicht abbrechen, da man unterwegs nochmal 30 Minuten extra Fahrzeit geschenkt bekam (allerdings nicht regelgerecht an der DK).

Fazit? Kleine Verbesserungen gegenüber dem letzten Jahr. So kamen wir diesmal nicht in die Verlegenheit, einen Neandertaler davon überzeugen zu müssen, eine Nummernkontrolle nicht von einer Laterne zu reißen. Auch mußten wir keine querstehenden Kinderfahrräder von der Straße räumen wie im letzten Jahr. Aber die Aufgabenstellung fast nur auf Spitzfindigkeiten und sehr spezieller Interpretation der ADMV-Grundausschreibung aufzubauen wird auch in Zukunft wenig Freunde finden (eine Erkenntnis, die Peter Fleischer in Neuruppin dazu veranlasst hat, wieder richtige Ori-Aufgaben zu machen).

PS:
Eines meiner Lieblingsthemen: die Klassen B/C (= Fortgeschrittene / Anfänger). In der Klasse B war die Aufgabenstellung fast identisch, zur Verkürzung der Strecke waren lediglich ein paar Aufgaben weggelassen. Hier wundert man sich nicht, daß allein der Klassensieger der Klasse B schon über 200 Strafpunkte hatte. Denkt man da vielleicht auch mal über die Motivation von Teilnehmern nach, die möglichst auch in den nächsten Jahren noch an Orientierungsfahrten teilnehmen sollen.

PPS:
Ich fragte den "Streckenverantwortlichen", ob ich vielleicht besser keinen Bericht schreiben sollte. Er meinte, ich solle doch bitte einen fairen Bericht schreiben. Auch nach intensiver Suche habe ich in der ADMV-Grundausschreibung keine Definition des Begriffs "fair" gefunden. Deshalb gehe ich davon aus, daß der Veranstalter durch Akzeptenz meiner Nennung auch meine Definition von "fair" akzeptiert hat.


Daten des Termines anzeigen

© 2002-2024 Carsten Kuinke